Beiträge von Steffen

    Die Färbung auf den Bildern, die im WWW kursieren, besonders das Blau, scheint mir recht "phantastisch". Auch die Herkunftsangabe ist etwas kurios, da Peru und Venezuela nicht direkt beieinander liegen.


    Jedenfalls sind ähnliche Tiere aus dem Dreiländereck Kolumbien, Peru, Ecuador bekannt.

    Dabei handelt es sich um Theraphosinae, die aber bei weitem nicht so blau gefärbt sind und deren Färbung sich auch mit dem Alter stark verändert.


    Evtl. kann ich später noch Bilder raussuchen.

    Grüße

    Aufgrund der zeitlichen Nähe zwischen Häutung und dem Auftreten dieser Verfärbung würde ich nicht unbedingt von einer Pilzinfektion ausgehen.

    Es kommt bisweilen vor, dass die Tiere während der Häutung Kot absetzen, der zwischen die alte und neue Haut zusammen mit der Exuvialflüssigkeit zu solchen weislichen Verfärbungen bzw. Krusten führt. Die Stelle würde auch passen wenn sich das Tier in der üblich in Rückenlage gehäutet hat.
    Einfach die Innenseite der Exuvie an dieser Stelle prüfen.


    "Vogelspinnenkrebs" ist mehr so ein Sammelbegriff für Veränderungen der Haut. Hier mal ein Beispiel.
    Haarlose, dunkle, krustige Veränderung, die hier direkt nach einer Häutung sichtbar wurde. Behandelt wurde mit dem guten Betaisodona, was zur Verkleinerung der Stelle nach der nächsten Häutung führte.




    Bei der Frage nach Sinn und möglicher Funktion des Horns sollte man die Anatomie im Allgemeinen und die Funktion der Fovea als Ansatzpunkt von Muskeln nicht ganz außer Acht lassen.

    Es gab in den Achtzigern einen Artikel von Rick West zur Gattung Ceratogyrus im BTS-Journal, in dem er mögliche Funktionen beschreibt. Soweit ich mich erinnere nennt er z.B. die größere Ansatzfläche für Muskeln wodurch der Saugmagen schneller arbeiten kann sowie das größere Volumen für Darmdivertikel (die u.a. auch in die Beine hinein reichen), was zu einem größeren Nährstoff- und Flüssigkeitsspeicher führt.


    Zudem haben sich auch noch in anderen Unterfamilien, Gattungen bzw. Arten Ausstülpungen im Bereich des Carapax entwickelt, die nicht nur im Bereich der Fovea beschränkt sind. Da wären S. hoffmanni, M. teceae oder Umbyquyra spp.

    Siehe hier Umbyquyra sp. ♂


    Das sind kürzere, helle Haare, die um die Stacheln angeordnet sind. Auf dem 2. Bild kann man die Stacheln etwas erkennen / erahnen.
    Da die hinteren Beinpaare stärker bestachelt sind, ist es da auffälliger.
    Findet man auch bei anderen Arten.

    Grüße

    Euthycaelus colonica ♂

    Die Art kam 2007 / 2008 ursprünglich unter den Bezeichnungen “Hemiercus inflatus” und “Hemiercus sp. ex VENEZUELA” ins Hobby.


    Bei dem im Hobby angebotenen Tieren der Gattung Acanthoscurria herrscht leider ein ziemliches Durcheinander. Vielleicht A. geniculata ausgenommen.
    Deshalb darf man nicht unbedingt davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um angegebenen Arten handelt.

    Zu A. insubtilis speziell kann ich nur sagen, dass es sie tatsächlich im Hobby gab und vielleicht auch noch gibt.
    So konnte ein adultes Weibchen, welches aber als "A. suina" bezeichnet war, insbesondere anhand der arttyischen Spermathekenform (u-shaped) als A. insubtilis bestimmt werden.

    In diesem Sinne - „Vertraue, aber prüfe nach“ (W.I. Lenin)

    Steht aber Albopilosus exemplarisch für alle Arten?

    Wie der Titel dieses Artikels schon vermuten läßt, nein.
    Es werden auch im Weiteren keine Vergleiche oder Analogien zu anderen Theraphosidae diskutiert.

    Die einzige mir bekannte Arbeit (siehe unten), welche versucht die Frage des Geschlechterverteilung innerhalb der Theraphosidae gattungs- bzw. artübergreifend zu betrachten, bezeichnet ihre Ergebnisse (aufgrund der Anzahl der Daten) selbst als "vorläufig".
    Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen aber keine Dominaz eines Geschlechtes und somit auch keine Hinweise auf den vermuteten Männchenüberschuss. .

    Osipov Daniel (2014) TO THE QUESTION ABOUT SEX RATIO OF BIRD-EATING SPIDERS (ARANEI THERAPHOSIDAE)

    "SUMMARY
    [...]
    The results are preliminary because the number of measurements is not enough for a full statistical analysis, work on the accumulation of data will continue. However, some conclusions can be drawn now. In general, the range of values close to the log-normal distribution is often found in nature. Most of the sex ratios is concentrated about 50% to 50%. Extreme variants are less common, they are biased towards the predominance of females: 5 values of more than 60% – 61, 67, 69, 75, 78 vs 2 male predominance of these values – 62 and 63. The average percentage of females in the whole sample of 53%. Apparently some mechanisms is distort the theoretical sex ratio of bird spiders.
    Despite the marked dispersion (deviation from the mean), the absolute dominance of one sex is not found – the proportion of females of at least one third, and the proportion of males – at least a quarter. Also, with great care, it can be assumed that the tree species have more females. Finally, within the one genus and one species we have different sex ratios. Contact systematic affiliation of species and sex ratios are not yet apparent, as insufficient data."

    Jetzt die Frage: Bleibt die Geschlechterverteilung gleich? Gibt es dazu irgendwelche Daten?

    Ja, die gibt es.

    Aber sie bestätigen nicht die häufig geäußerte Annahme vom Überschuss an Männchen.


    Trabalon M, Blais C. 2012. Juvenile development, ecdysteroids and hemolymph level of metabolites in the spider Brachypelma albopilosum (Theraphosidae). J.Exp. Zool. 00:1–12


    "MATERIAL AND METHODS

    [...]

    The studied spiders (n = 500) were from five egg sacs built by spiders in the laboratory."


    "RESULTS

    Sex ratio, Mortality, and Number of Juvenile Molts


    Of the 500 young spiders studied until adult instars, 37% (n = 186) were female, 25% (n = 123) were male, and 38% (n = 191) died before reaching the imaginal molt and sex determination. Total mortality was 60% per egg sac and half of the deaths were associated with exuviations."


    Laut meinen Recherchen sollen ja äussere Faktoren, wie z.b. die Temperatur bei Reptilien sich nicht auf die Geschlechterentwicklung auswirken.

    Bei Spinnen wird die Geschlechtsdetermination über Geschlechtschromosomen bestimmt (siehe z.B. Foelix 1992. Biologie der Spinnen; Kapitel 7.1.1. Hoden und Spermien).


    Grüße

    Erstaunlich ist nur:

    Keines der anderen Männchen hatte diese Organe. Er war der Einzige von etwa 60 Männchen, die ich bestimmt habe.

    Kommt eben auch immer etwas darauf an, wie groß die Tiere schon sind.
    Dieses Männchen scheint ja doch schon etwas größer gewesen zu sein, da es ja auch seine Reifehäutung war.

    Gattungsspezifisch für Tliltocatl albopilosus ist es wohl eher nicht.

    Ein anderes Beispiel aus der selben Gattung.

    ..., das war dann ein Männchen. Trotz deutlicher Spermathek.

    Nein, es war immer ein Männchen weil es keine Spermethek war!

    Die vermeinlichen Spermatheken werden auch als "accessory organs" bezeichnet. Genauere Funktion und Wirkunsweise sind wohl noch nicht geklärt.

    Bei manchen Gattungen sind diese "Hilfsorgane" der Männchen sehr deutlich ausgeprägt und werden immer wieder für Spermatheken gehalten.

    Im Gegensatz zu Weibchen ist aber die Geschlechtsöffnung / Gonopore nur sehr klein , knopfartig und zwischen den "Hilfsorganen" gelegen, und ganz wichtig der Uterus externus fehlt.


    Bei Weichen ist die Geschlechtsöffnung deutlich breiter, i.d.R. so breit wie die Basis der Spermathek bzw. wie der Uterus.


    So kann man z.B. auch Weibchen von E. ollivacea, die keine Spermathek haben, trotzdem sicher anhand des Uterus externus bestimmen.

    Es gab schon vor jahre einen sehr gut bebilderten Artikel im BTS Journal dazu:

    Sainsbury, C. 2006. A little help with sexing. Journal of the British Tarantula Society, 22 (1): 11–15.

    Zitat

    ...sehr ähnlich, nur die Form weicht etwas ab.

    Ja, das ist die Spermathek einer G. iheringi. Die gehören zu einer Gruppe innerhalb der Gattung bei denen die Receptacula nicht gerade, sondern etwas gebogen sind.


    Es ging darum zu zeigen, dass innerhalb der Gattung Grammostola nur die Receptacula, aber nie die Basis sklerotisiert ist. Dies ist auch bei sehr alten und großen Tieren, wie dieser G. iheringi mit 29 mm Carapaxlänge der Fall.

    Außerdem zeigt es anhand des Grades der dunklen Färbung, wie stark die Sklerotisierung ausgeprägt ist.


    Zitat

    ...Mich würde es auch interessieren an welchen Details der sklerotisierten Spermathek festgemacht wird ob die Tiere geschlechtsreif sind oder nicht. ...

    Letztendlich durch Vergleich mit Spermatheken adulter Tiere derselben Art oder Gattung.

    Bei manchen Gattung / Arten taugt die Sklerotisierung aber auch nicht, weil die Spermatheken auch bei adulten Tieren kaum sklerotisiert sind (z.B. Dolichothele).


    Zitat

    ...gehst du dann von Pheromonspuren für die Männchen aus?

    Erstmal gehe ich von ein paar Beobachtungen der vergangenen Jahre aus.

    Aber nach allem, was in der Literatur beschrieben ist, ist anzunehmen, dass Pheromone hier auch eine Rolle spielen.


    Grüße

    Soweit das auf dem Bild zu erkennen ist, könnte sie adult sein.

    Zum Vergleich G. iheringi (CL 29 mm), ventrale Ansicht.
    Bei Grammostola spp. sind nur die Receptacula sklerotisiert. Die Basis bleibt dünnhäutig.

    Ansonsten einfach mal beobachten ob sie in den nächsten Wochen nach der Häutung vermehrt Fäden im Terrrarium zieht.

    Hallo!


    Zwischenzeitlich habe ich von einem Bekannten aus Ungarn ein adultes Männchen und ein adultes Weibchen untersuchen können. Es handelt sich um Geschwistertiere, welche er mit der Bezeichnung "Acanthoscurria sp. RED" bekommen hat.


    Beide Tiere entsprechen in ihren Merkmalen der Gattung Acanthoscurria.

    Auf Grundlage der verschiedenen Beschreibungen (Paula et al (2014), Schiapelli & Gerschman (1964), Lucas et al. (2010) ) und den Angaben zur Diagnose von Bertani & Carla-da-Silva. (2004) konnten diese Tiere insbesondere anhand der Form des Bulbus und der Spermathek als A. chacoana bestimmt werden.


    Die Annahme, dass es sich bei A. sp. RED um A. chacoana handelt, konnte zumindest für dieses Pärchen bestätigt werden.

    Man stösst immer wieder auf Berichte wo eine Kommune von angeblich unverträgliglichen Spinnen funktioniert. Zumindest kurzfristig.


    Ich vermute mal, das viele dieser Arten in der Natur in "Klustern" vorkommen. Also das viele Spinnen ihre Höhle im gleichen begrenzten Gebiet haben.

    So das jeder seine eigene Höhle mit Vorgarten hat, man sich im Ausgang aber eben mal begegnet. Ist der Hunger gross, oder der Platz knapp, fehlt aber der Nachbar auch gerne mal am Folgetag.

    Siehe z.B.

    Altmann, Wolfgang (2007): Dichtes Zusammenleben in alten Gemäuern – Ein ungewöhnlicher Fundort von Cyriocosmus elegans (SIMON, 1889) auf Tobago. ARACHNE 12(3): 4-11.


    Wurde von Basti schon erwähnt KLICK


    Oder

    Reátegui-Suárez et al. (2014): Algunos aspectos ecológicos de “tarántulas” (Araneae: Theraphosidae) en dos tipos de bosques en San Juan Bautista, Loreto, Perú. Universidad Científica del Perú Ciencia amazónica (Iquitos) 2014; 4(2): 109-116


    "ABSTRACT

    [...] Reportándose un total de 5 especies de la familia Theraphosidae. Las 5 especies estuvieron en los bosques de colinas bajas oderadamente disectadas y 3 de estas en el bosque de colinas bajas ligeramente disectadas. Las especies más abundantes fueron Megaphobema velvetosoma con 64.3% y Cyriocosmus sellatus con 35%. El tamaño promedio de la abertura de las madrigueras variaron en relación al tamaño de las especies, la más grande correspondió a Megaphobema velvetosoma con un promedio de 66,6 mm, y la más pequeña a Acanthoscurria ferina con un promedio de 21 mm. La temperatura del interior de las madrigueras varió de 25,2°C a 25,7°C y la humedad relativa de 88% a 88,7%. Las madrigueras se encontraron en el suelo con una capa de hojarasca que varió de 2,7 a 4,9 cm. Las especies de tarántulas se distribuyeron formando grupos en las zonas evaluadas. ..."


    Die dort genannten Artbezeichnungen sind aber mit Vorsicht zu genießen.


    Grüße

    Hallo,


    ich weiß zwar nicht, was Basti empfehlen würde, aber aus meiner Sicht ist beim derzeitigen Wissensstand das Tier bestenfalls als Grammostola sp. "PORTERI" zu bezeichnen.


    Dabei ist besonders zu beachten, dass G. porteri im WSC aufgrund der letzten Veröffentlichung ( Aguilera, M. A., Montenegro Vargas, R. & Casanueva, M. E. (2022). Revised taxonomic placement and distribution update of Grammostola Simon, 1892, Phrixotrichus Simon, 1889 and Thrixopelma Schmidt, 1994 species, a chaotic history of Chilean tarantulas (Araneae, Theraphosidae). Revista Ibérica de Aracnología 40: 63-71.) als Synonym von G. rosea geführt wird.

    Damit ist G. porteri aktuell keine valide Art.

    Da man aber die sich farblich zu unterscheidenden "Formen" rosea / porteri nicht "mischen" sollte, ist das entsprechend bei der Bezeichnung zu beachten.