Moinsen Lars
Hoffentlich gelingt mir der Versuch, meine Antworten etwas zu strukturieren.
Schon vorab zum Ausdruck "Einsteiger geeignet", klar gibt es Tendenzen bei den jeweiligen Gattungen und Spezies, im Endeffekt sprechen wir immer von einem Tier, was unberechenbar bleibt. Es gibt Pitbull-Kuscheltiere aber auch Killermaschinen und bei den Vogelspinnen ist es so, dass sich nach jeder Häutung der"Charakter" bzw. das Verhalten verändern kann. Somit ist "Einsteiger geeignet/freundlich" immer ein relativer Begriff. Dementsprechend beziehen sich meine Antworten auf die Erfahrungen mit unseren Tieren.
- Acanthoscurria geniculata: Also unsere springt durchs halbe Terrarium, wenn isch da etwas bewegt und beisst auch gleich zu. Meine Spinne würde ich keinem Anfänger anvertrauen. Sehr schöne und interessante Spinne, die oft blicken lässt.
- Brachypelma boehmei: Unsere hat nach jeder Häutung relativ schnell wieder ein blankes Hinterteil. Sie steht an keiner hoch frequentierten Stelle, womit ich Stress auf Grund von äusseren Bedingungen eigentlich ausschliesse. Da ER sich vor kurzem gehäutet hat, wird er nun ein grösseres Terrarium bekommen, was hoffentlich das blanke Füdli eliminiert. Nicht ganz die Antwort auf deine Frage deswegen: "Ja, unsere schmeisst mit Haaren, sobald man etwas am Terri macht!"
- Chilobrachys sp. blue Vietnam: Ja, weniger was für den Anfang aber nicht grundsätzlich wegen der Handhabung. Röhrenbewohner sieht man so schon selten und wenn dieser Punkt wegfällt, fällt auch die Lust beim Anfänger, der dann vielleicht auch noch viel Geld für das Lebewesen ausgegeben hat. Nebst dem, dass es eine Alte Welt-Spinne ist und da ist immer mehr Vorsicht geboten, da das Gift potenziell stärker ist.
- Nhandu chromatus: Davon habe ich erst Kleine (Slings) und noch keine Erfahrung mit grösseren Tieren. Die kleinen sind bei uns tatsächlich kaum zu sehen. Aggressivität dementsprechend zur Zeit eher gering bei uns.
- Lasiodora parahybana: Auch davon haben wir erst kleinere Ausgaben aber das Selbstbewusstsein ist tatsächlich schon zu sehen, unsere grösste verkriecht sich nicht bei jeden Rüttler, sondern kommt aktiv aber (noch) nicht in aggressiver Weise. Bei uns scheint es eher eine Neugier zu sein. Das Tier darf auch durchaus selbstbewusst sein, wenn man bedenkt, dass sie kurz hinter T. blondi zu den grössten gehören.
Hehehe, wenn du gefallen daran findest, werden es definitiv mehr werden . Meine eigene, und somit subjektive Empfehlung, wäre eine Brachypelma und zwar hamorii oder emilia, boehmei bombt auch uns immerzu aber die anderen beiden verhalten sich sehr sexy bei uns und zeigen sich eigentlich durchgehend. Falls du eine findest, finde ich auch eine Grammostola pulchripes oder actaeon (die kommt auch gerne mal schauen was geht) für den Anfang sehr coole und sichtbare (auch von der Färbung interessante) Spinnen. Wichtig ist sich immer vor Augen zu führen, dass es sich dabei bei keiner um ein Kuscheltier handelt!
Nun das liebe Thema Temperatur!
Hier kommt das Stichwort Dia-Pause und da herrscht sozusagen eine Glaubenskrieg. Die einen sind der Meinung, dass eine Spinne keine Dia-Pause braucht, die anderen schon und dazwischen gibt es noch vieles weitere Grauzonen. Langer Rede kurzer Sinn: Woher kommt das Tier, gibt es dort überhaupt solche saisonalen Schwankungen und wie wurde es bzw. dessen Generationen bereits (im Terrarium) gehalten?
Was allerdings klar ist, dass 16-18°C für alle genannten Arten zu wenig sind, sofern du von 7*24h sprichst. Punktuelle Schwankungen in diesen Bereich runter können gewisse Tiere durchaus überstehen aber nicht auf Dauer! Eine Nachtabsenkung auf 18 - 22°C ist je nach Art absolut normal.
Futtertiere:
Also bei uns zirpt nichts! Aus genau dem Grund mag ich auch keine Heimchen, wir füttern Fliegen, Mehlwürmer, Schaben und Grasshüpfer, da zirpt nix. Tote Futtertiere gehen in beschränktem Mass, wenn du die Bewegung im Spinnennetz nachahmen kannst aber unsere Pfleglinge erkennen auf Grund der Bewegung im Netz in etwa die Grösse des Tieres und wenn du die falsche Grösse simulierst, kommt der 8-beinige Horrorhamster nicht raus oder verteidigt sich lediglich. Lebend ist immer besser!
Fernseher und Musik?
Ja, wenn die Lautstärke zu Vibrationen führt ganz sicher! Licht ist sekundär und auch von der Spezies abhängig. Hoffentlich lass ich mich nicht auf die Äste raus, wenn ich sage, dass der grösste Teil Vogelspinnen eher schlecht sehen. Bsp: Unsere S. calceatum flüchtet beim kleinsten Sonnenstrahl, während andere (möchte ja jetzt auch keine blossstellen ) direkt mit Volllicht blenden kannst und die nicht reagieren.
Bücher!?
Nun die werden immer von einer Person geschrieben und dies hoffentlich nicht in böser Absicht. Es gibt natürlich konsequentere und eher nachlässigere Autoren bzw. Wissenschaftler. Gerade bei den Spinnen wirst du dann schnell feststellen, dass es dann plötzlich Tiere gibt, welche dir als A verkauft werden im Laden oder beim Züchter (ist aber meist die bessere Wahl!) und sich am Schluss jedoch als M, P, X, Y, Z oder sogar überhaupt nicht bestimmbar rausstellen.
Oh my god, ich sollte meinen Nicknamen tatsächlich auf "Romanschreiber" ändern. Sorry für das zutexten und ich hoffe, du kannst da was rausziehen für dich.
Liebe Grüsse
Roger
Tante Edit:
Eine weitere Überlegung für den Einstieg ist auch noch, in welchem Stadium schaffe ich mir das Tier für den Anfang an? Die Antwort hat Auswirkung auf Handhabung sowie auf Grösse von Terrarium und Futtertieren.