Weshalb die "pinken Füße"?

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  • Hallo zusammen,


    ein spontaner Mitternachtsgedanke... Vor kurzem hat ein aufmerksamer Besucher bemerkt, dass meine Avicularia sp. "pinke Füße" haben. Ich konnte ihm zwar erklären, dass der englische common name "pink toe tarantula" lautet und alle mehr oder weniger pinke/weiße/rote "Füße" haben, aber auf die Frage, weshalb das so sei, wusste ich nicht so recht weiter :/


    Er wandte ein, dass die Spinnen auf den dunklen Blattunterseiten oder auf der Korkrinde gut getarnt sind, aber trotzdem sehr leicht durch die hellen Haare an den "Füßen" auffallen. Die rein braun-schwarze Färbung meiner Tliltocatl sp. ergibt für ihn mehr Sinn. Oder die Hapalopus sp. mit ihrer "Warnfärbung". Oder Poecilotheria sp. - Grundsätzlich gut getarnt, aber auch "warnende" Farben, die in der Drohgebärde schön zur Geltung kommen.


    Er hat schon Recht. Irgendeine Funktion hat die helle Färbung an den Tarsen bestimmt. Gibt es dazu gesicherte Erkenntnisse? Unwahrscheinlich. Aber doch sicher Theorien? Wilde Spekulationen?


    Auf jeden Fall gefallen mir die pinken Tarsen mindestens genau so gut wie das hübsche Tannenbaummuster der Nymphen. Nach dem hat mein Besuch zum Glück nicht gefragt :D


    Mitternächtliche Grüße,

    Jessica

  • Hallo


    Da kann man wohl eher nur raten.

    In der Natur haben solche Färbungen oft den Zweck Räuber abzulenken.

    So dass dieser eher auf den offensichtlichen Fuss losgeht und die Spinne nur ein Bein, statt das Leben verliert.


    Gruss, Alveus

  • Hallo

    Manche Merkmale haben auch gar keinen Zweck. Solange sie kein Nachteil sind, d.h. die Fortpflanzung behindern (weil man schneller gefressen wird, langsamer ist, für Partner unattraktiver…) bleiben sie einfach. Viele Varianten haben sich so entwickelt. Wären die hübschen rosa Füßchen ein echter Vorteil hätten sie sicher viele Arten.

    Ist aber auch nur meine Vermutung, bin auch keine Biologin.

    Viele Grüße

    Irene

  • Hallo

    Wären die hübschen rosa Füßchen ein echter Vorteil hätten sie sicher viele Arten.

    Nicht zwingend.

    Es kommt auch darauf an, ob sich ein lokaler Prädator auf diese Spinne spezialisiert haben könnte, nehmen wir hypotetisch an eine Vogelart, die sich ähnlich wie ein Specht auf Baumstämmen aufhält und Beute jagt.

    Sollte das der Fall sein kann es ein Vorteil für diese Spinne sein, auffällige Füsse zuhaben, da der Vogel in der Hektik eher nach diesen Schnappt.


    Hankehrum muss ein Vorteil nicht zwingend bedeuten, dass dieser sich bei allen Arten entwickelt.

    Währe dies der Fall, hätten ausnahmslos alle Schmetterlinge Augenflecken.


    Auffällige Füsse währen ja grundsätzlich eher ein Nachteil. Dass sich so etwas entwickelt, hat oft eine Ursache.

    Da ich eine Warnfärbung eher ausschliesse, würde ich schon eher zur ablenkung tendieren.


    Die Ringe bei einer Acanthoscurria Geniculata oder ähnlichen, haben zum Beispiel einen eindeutigen Zweck. Und wem sich dieser Zweck nicht erschliesst, hat die Spinne noch nie auf einem Laubboden gesehen. Oder eben übersehen ;).


    Gruss, Alveus

  • Hallo ihr Lieben!


    Da passt deine kein Nachteil-Hypothese deutlich besser, wie ich finde Irene. Oder zumindest lässt sich da deutlich schwieriger ein Zweck zuordnen.

    Könnte in irgendeiner Form nützlich für den Geschlechtsakt sein, bzw dessen Fehlschlag, als ne Art Abstandshalter, falls die Lady ihn von oben packt?

    Aber das ist schon sehr weit hergeholt :D


    Liebe Grüße,

    Marie

  • Hallo.


    Mit der "kein Nachteil" Theorie kann ich mich nicht sonderlich anfreunden. Ausschliessen kann ich sie natürlich auch nicht.

    Die Evolution bringt eigentlich nichts hervor, dass nicht irgend einen Zweck erfüllt. Selbst unser Blinddarm erfüllt noch rudimentäre Zwecke, ebenso unser Steisbein.


    Eher im Gegenteil. Diese paar Kalorien extra, welche die Ausbildung eines solchen Hornes benötigt, muss theoretisch eine Rechtfertigung haben.


    Da Vogelspinnen wohl eher weniger auf visuelle Reize anspringen, wird es kaum den gleichen Grund wie bei Hirschen haben. Die gehen ja nach dem Schema "Guck mal den ganzen unnötig hinderlichen Kram auf meinem Kopf! Den kann ich mir leisten weil ich stark bin, meine Dame "


    Es gibt auch die Möglichkeit, dass es eine Abwehr gegen einen bereits ausgestorbenen Prädator handelt. Ein Tier welches die Spinnen aus ihrem Loch gezogen hatte, was ein solches Horn erschweren könnte.


    Dazu könnte man das Beispiel der Gleditsche aufführen.

    Wiso entwickelt ein Baum in Nordamerika bis zu 30 / 40 cm lange Dornen am Stamm, welche selbst schwere Lederhandschuhe, mühelos durchdringen. Nicht mal einen Petflaschendeckel kann einen solchen Dorn aufhalten (selbstversuch).

    Stellt ja ein massiver Energieverbrauch dar, da kein Herbivor in der Lage ist, die untersten Blätter zu erreichen.

    Bis man einen solchen Dorn im Fossil eines Mastodons gefunden hatte.

    Der Baum hat nach wievor eine Abwehr gegen ein Tier, welches vor 10000 Jahren ausgestorben ist. Was dem Baum natürlich nicht bewusst ist und somit wird er heute eingesetzt um unschuldige Gärtner zu ärgern.


    Aber am Ende kann man nur spekulieren. Vieleicht findet mal ein geduldiger Arachnologe, welcher tagelang im afrikanischen Staub vor einem Loch liegt, den Grund des Hornes heraus... aber... auch hier greift das ultimative Gesetz der Natur : Kosten/ Nutzen


    Wovon ich aber überzeugt bin: In der Natur entwickelt sich nie etwas ohne Grund, und haltet sich dann auch noch.


    Ausser Politiker vielleicht...


    Gruss, Alveus

  • Ouh, ich hab noch ne Idee. Son Horn ist doch bestimmt ein super Klangkörper um Schwingungen zu verstärken? ^^


    Ich will mich nicht damit zufrieden geben, dass Irenes Aussage grundsätzlich falsch ist. Eigentlich gehört sie nur umformuliert/erweitert.

    Käme es genetisch zu einer Version des Baumes ohne Stacheln, würde diese sich aufgrund der eingesparten Kalorien ja durchsetzen und die Energie für etwas anderes aufgewandt werden, vorausgesetzt die Stacheln erfüllen wirklich keinen Zweck mehr. Eventuell bieten sie aber immer noch Lebensraum für Jäger die sie vor anderen Schädlingen schützen - Thema eigenständiges Biom auf einem Baum.

    Dennoch erhält der Baum einen genetisch erlangtes Merkmal, das -mal angenommen - keinen Nutzen mehr hat. Ich stimme dir komplett zu, das jedes Merkmal sich aus einem Nutzen entwickelt. Aber es kann nunmal eben auch bestehen bleiben, wenn es keinen mehr hat, was ja schon ein krasser Gegensatz dazu ist, dass sich nur Dinge aus einem Nutzen entwickeln wegen der verbrauchten Energie. Solange ein nutzloses gewordenes Merkmal dann keinen Selektionsdruck ausübt, ist die Wahrscheinlichkeit definitiv geringer, dass dieses Merkmal sich verändert, im Vergleich zu Merkmalen, die mehr Selektionsdruck unterliegen.

    Und jetzt wäre in diesem Zusammenhang noch einmal interessant, ob es sich mit der “embryonalen Entwicklung” verbinden ließe.

    Wann fangen die Ceratogyrus an ihr Horn auszubilden? Ich vermute mal später, was aber nicht bedeutet, dass der Grundstein nicht schon im Ei gelegt wird.


    Wenn ich jetzt mal betrachte wie viel Energie z.B viele Säugetiere ausgeben um während der Entwicklung Merkmale auszubilden, die sie wieder zurückentwickeln, weil sie für den aktuellen Bauplan überhaupt nicht mehr relevant sind. Es ist genetisch betrachtet nicht unbedingt Mode, Alte Sachen komplett loszulassen. Und es wäre eventuell gar nicht möglich ohne diese vorherigen Bausteine, weil sie eben immernoch zur Entwicklung dazugehören um darauf aufbauen zu können. Merkmale tatsächlich genetisch komplett zu entfernen, scheint jedenfalls wenn man in die Richtung guckt, gar nicht möglich zu sein.

    Außer wir Menschen schnippeln mit CRISP-R und sonst was rum.

    Ich bin auch kein Biologe, aber ich stelle immer wieder fest, wie interessant Evolution ist.


    Liebe Grüße,

    Marie

  • Bei der Frage nach Sinn und möglicher Funktion des Horns sollte man die Anatomie im Allgemeinen und die Funktion der Fovea als Ansatzpunkt von Muskeln nicht ganz außer Acht lassen.

    Es gab in den Achtzigern einen Artikel von Rick West zur Gattung Ceratogyrus im BTS-Journal, in dem er mögliche Funktionen beschreibt. Soweit ich mich erinnere nennt er z.B. die größere Ansatzfläche für Muskeln wodurch der Saugmagen schneller arbeiten kann sowie das größere Volumen für Darmdivertikel (die u.a. auch in die Beine hinein reichen), was zu einem größeren Nährstoff- und Flüssigkeitsspeicher führt.


    Zudem haben sich auch noch in anderen Unterfamilien, Gattungen bzw. Arten Ausstülpungen im Bereich des Carapax entwickelt, die nicht nur im Bereich der Fovea beschränkt sind. Da wären S. hoffmanni, M. teceae oder Umbyquyra spp.

    Siehe hier Umbyquyra sp. ♂


  • Hallo


    Erst mal Ich liebe solche Diskussionen!

    Das macht richtig Spass


    Ich will mich nicht damit zufrieden geben, dass Irenes Aussage grundsätzlich falsch ist.

    Nein natürlich nicht.

    Falsch empfinde ich nur die Idee, dass sich Merkmale ausbilden können welche keinerlei Nutzen haben oder hatten. Dass Merkmale vorhanden sind, welche keinen Nutzen mehr haben, weil sich die Bedigungen dahingehend geändert haben, ist absolut logisch.

    Solange dieses Merkmal nicht zu einem erheblichen Nachteil wird, bleibt es bestehen. Zumindest eine gewisse Zeit


    Die Evolution ist ja kein bewusster Vorgang. Und sie ist ein Vorgang, welcher relativ langsam abläuft. Oft liegt auch eine parallele Entwicklung ab.


    Organismus A entwickelt eine zufällige Mutation, welche ihm einen kleinen Vorteil gegenüber Organismus P (wie Prädator) verschaft. Organismuss A1 ist entstanden. Die Nachkommen von Organismuss A1 haben jetzt gemischte Eigenschaften A wie auch A1. Da die A1er einen wiiinzigen Vorteil haben ist die Wahrscheinlichkeit höher dass sie erfolgreich Nachkommen produzieren. Indessen passiert das gleiche bei Organismuss P.

    Einer der Nachkommen "erleidet" eine Mutation, welche wiederum einen Vorteil gegenüber Organismus A1 bedeutet.

    Hier sind wir immer noch bei minimalsten Veränderungen.

    Organismus A1 kann zum beispiel durch eine Mutation der Muskulatur oder Bänder im durchschnitt 0.05 Kmh schneller rennen als Organismuss A.

    Jetzt kommt die Selektion ins Spiel. A stirbt aus und Organismuss P muss sich anpassen, damit er überleben kann.

    Organismus P erfährt eine Mutation bei welcher die Talgdrüsen in den Krallen leicht Toxisch werden. Und jetzt geht es los. Und ein paar milionen Jahre später:

    Organismus A 2.9786577467 rennt jetzt im Durchschnitt 50kmh schneller als Organismussm A.

    Organismuss P 3.757846856 hat Giftkrallen entwickelt, welche ein Gift enthalten, welches im Sekunden tötet.

    Paralell hat Organismuss A 4.85787547 am Hintern harte Schuppen ausgebildet, welche nicht von den Krallen durchdrungen werden können. Natürlich sind die auch Quietschbunt, mit Augenflecken um den Jäger abzulenken.

    A 2.9786577467 stirbt aus, da er sich nicht mehr behaupten kann. Kurzdarauf stirb auch P 3.757846856 aus, da er gegen den Panzerhintern nichts ausrichten kann.


    25009 Jahre und 5 Tage später kommt Organismus MscH 5.7868865 auf den Plan und fragt sich wiso es hier verflixt schnelle Tiere mit quietsch bunten Panzerärschen herumdüsen, aber kein Prädator, welcher die Tiere erbeuten könnte.


    Phu jetzt habe ich mich treiben kassen....


    Der Punkt ist so etwas wie ein Horn, welches Ceratogyrus attonitifer trägt entwickelt sich nicht aus einer Laune heraus.

    Eine mögliche Erklährung hat Steffen ja gegeben.

    Käme es genetisch zu einer Version des Baumes ohne Stacheln, würde diese sich aufgrund der eingesparten Kalorien ja durchsetzen und die Energie für etwas anderes aufgewandt werden, vorausgesetzt die Stacheln erfüllen wirklich keinen Zweck mehr.


    Dazu gibt es unzählbar viele Prezedänzfälle. Und zwar so viele, dass es einen eigenen Namen dafür gibt: reggresive Evolution.

    Allerdings sind 10000 Jahre kein nennenswerter Zeitraum. Besonders für einen sich so langsam entwickelnden Organismuses wie ein Baum.

    Hätte eine Gleditsche einen ähnlich schnellen Lebenszyklus wie eine Fruchtfliege, hätten wir wohl gar nicht mitbekommen, dass dieser Baum Dornen hatte.

    Aber es kann nunmal eben auch bestehen bleiben, wenn es keinen mehr hat, was ja schon ein krasser Gegensatz dazu ist, dass sich nur Dinge aus einem Nutzen entwickeln wegen der verbrauchten Energie. Solange ein nutzloses gewordenes Merkmal dann keinen Selektionsdruck ausübt, ist die Wahrscheinlichkeit definitiv geringer, dass dieses Merkmal sich verändert, im Vergleich zu Merkmalen, die mehr Selektionsdruck unterliegen

    Jein.


    Das Leben ansich ist in einem ständigen Wandel. Ein Tier welches Heute existiert, wird in einer Million Jahre in dieser Form nicht mehr existieren. Natürlich gibt es auch Organismen wie Krokodile, Pfeilschwanzkrebse, oder noch besser Schwämme, welche sich zwar genau so verändern, aber eher unmerklich. Da sie sich in ihrer Nische perfekt eingefügt haben und selbst Massensterben sie nicht aus dieser heraus zu holen vermögen.

    Aber die meisten Lebewesen wandelnd sich, geologisch gesprochen, in einem rasenden Tempo.

    Wir Menschen sehen mit unseren popligen 80-100 Jahren nur ein Standbild des ganzen.

    Das bedeutet, wenn wir eine Vogelspinne mit Elchgeweih finden, hat das einen Grund. Wenn der Grund dafür aber verschwunden ist, wird auch das Geweih verschwinden. Aber das braucht halt mehr als die paar dekaden in welchen wir uns erst mit der Evolution beschäftigen.


    Du kannst es dir so Vorstellen:

    Die Geweihte Vogelspinne "Elchinohornus fraginus" trägt ihr prächtiges Geweih zur Abwehr gegen die hinterlistige Geweihschnecke, welche gerne die ihre Eier in Vogelspinnen legt.

    Jetzt wandert aus dem Norden der plattfüssigen Hornochsenfrosches ein, welcher gerne Schnecken frisst. Und die Gewehschnecke kann sich dank des Kopfschmuckes nicht schnell genug aus der Äffäre ziehen, und wird ausgerottet.

    Die Spinne, befreit von ihrem Erzfeind, hat jetzt ein Geweih, welches ihr keinen Vorteil mehr bringt. Da dieses Geweih aber auch kein gravierender Nachteil darstell vermehrt sie sich in aller Ruhe. Bei der Brut der Spinne hat 1 von 100 Nachkommen ein 0.1% kleineres Geweih. Plötzlich stellt dieser bisherige minimale Nachteil ein minimaler Vorteil dar. Da sich das arme Vieh mit 0.1%er Wahrscheinlichkeit weniger schnell in einem Gebüsch verheddert und stirbt.

    Diese Spinne wiederum bringt Nachkommen auf die Welt. Welche 2 von 100 dieses 0 1% kleinere Geweih tragen.

    Nach X Generationen wurde aus dieser Mutation ein generatives Merkmal. 99% der Nachkommen haben jetzt ein 0.1% kleineres Geweih. Und eine.... nur eine! Hat ein 0.2% kleineres Geweih.

    Jetzt gib dem ganzen 500000 Jahre Zeit und das Geweih ist Geschichte.


    Wenn ich jetzt mal betrachte wie viel Energie z.B viele Säugetiere ausgeben um während der Entwicklung Merkmale auszubilden, die sie wieder zurückentwickeln, weil sie für den aktuellen Bauplan überhaupt nicht mehr relevant sind.

    Nicht nur Säugetiere!

    Hünerembrionen haben Zähne, einen Schwanz und klauenbewährte Arme.

    Die Genetische grundlage solcher Eigenschaften geht nicht sofort verloren. Unser Genom für dichtes Fell schlummett auch noch nahe unter der Oberfläche.

    Ein Wissenschaftler, ich kann mir Menschennamen nie merken, hat ja herausgefunden, dass die Zähne beim Hühnerembrio durch den "Befehl" eines anderen Genes zurückgebildet wird . Dieser Befehl kann man aber unterdrücken und erhält ein Huhnn mit Raubtierzähnen.

    Das ist ein Beispiel der reggresiven Evolution. Dass ein Huhn nicht als wildgewordener Dinosaurier durch Bauer Schulzes Hof pflügt liegt ja daran, dass diese Merkmale während und nach dem letzten Massenstetben keinen Vorteil mehr brachte. Das Gen ist allerdings noch vorhanden und sogar aktiv, muss aber von einem anderen Gen unterbunden werden! Wofür Bauer Schulze sicher dankbar ist.

    Aber eben... die Evolution kann ja nicht bewusst entscheiden, dies und das wird nicht mehr gebraucht und aus dem Genom geschnippelt. Daher wohl dieser wohl eher "unsinnige" Weg.

    . Merkmale tatsächlich genetisch komplett zu entfernen, scheint jedenfalls wenn man in die Richtung guckt, gar nicht möglich zu sein

    Jap. Der einzige Weg ein ,mir fällt das Fachwort nicht mehr ein, veraltete Gen aus einem Genom zu entfernen währe wohl Crisp-r. Oder ein paar hundert millionen Jahre...


    Gruss, Alveus

  • Servus Zusammen,


    ich werde mich jetzt mal bzüglich Avicularia kurz halten, da ich mich mit der Gattung kaum beschäftigt habe, aber die Theorie Prädatoren auf die distalen Enden der Beine zu fokusieren scheint mir realistisch.


    Ebenso könnte es sich um funktionelle Eigenschaften der Setae handeln, wie z.B die Setae an der ventralen Seite der Cheliceren, die sicher spezielle Eigenschaften besitzen und eigentlich immer Rosa bis Rot sind. Vielleicht haben auch diese Setae an den terminalen Beinsegmenten ähnliche Eigenschaften.


    Bez. Ceratogyrus, wissen wir was für Gewebe sich in dem "Horn" befinden?

    Zumindest manche Arten wie Ceratogyrus attonitifer haben ja flexible ausstülpungen die mit sicherheit auch eine Speicherfunktion besitzen.

    Ich könnte mir auch eine thermoregulatorische Funktion vorstellen, so wie z.B. die großen Ohren der Sandfüchse.


    Zusätzlich könnte mir neben anderen erwähnten Theorien auch so etwas wie einen Atmosphärendruck-Rezeptor vorstellen der den Tieren erlaubt festzusetllen ob es an der Zeit ist den Baueingang wieder frei zu machen z.B. gegen Ende einer längeren Trockenzeit, kurz vor starken Niderschlägen die die Tiere sonst im verschlossenen Bau ertränken könnten.


    Das ist aber alles spekulation, ich muss mir echt mal ansehen was für Artikel es dazu schon gibt.


    MfG,

    Wolfram

  • Hallihallö ihr Lieben!


    Ja Alveus mir ist definitiv bewusst, das wir mit unseren um die 100 Jahren Lebenszeit das Prinzip von Zeit/Evolution nur schwer greifen können, genau wie mir bewusst ist, dass es ein passiver Vorgang ist, der letztlich immer noch ganz viel einem theoretisch vorhersehbaren Zufall unterliegt.

    Ich finde deine Beispiele wunderbar, besonders deine ausgedachte Elchgeweihvogelspinne, solch ne Beispiele denk ich mir auch gern aus um biologische Zusammenhänge zu erklären! ^^

    Ich liebe solche Diskussionen jedenfalls auch, da kann ich mich deiner Meinung einfach nur anschließen. Ein bisschen nachdenken und rumbrüten hat noch niemandem geschadet! :D


    Das Beispiel mit den Hühnern kenne ich auch, irgendein amerikanischer Wissenschaftler hat auf jeden Fall genau solche Hühner vor ein paar Jahren mit Schwanz und Zahn kreiert indem er an den Genen rumgeschnibbelt hat und dem ein oder anderen verbot sich zu aktivieren, nur um zu zeigen, dass es geht.


    Mich verwundert nur eben dieser Energiefaktor, weswegen ich es so entgegensätzlich finde, dass Evolution dem Prinzip der Optimierung oder einfacher ausgedrückt, der Überlebenssicherung dient und dabei einer harschen Regel des Energiehaushaltes unterliegt- aber genetisch betrachtet all der alte Müll aufgehoben und durchlaufen werden muss - trotz einem theoretisch massiven energetischen Verlust dadurch. Mich würde in dem Zusammenhang sehr interessieren, wie lange ein Elefantenembryo oder Delfinembryo zur Entwicklung bräuchte, würde es das nicht tun. Aber vielleicht oder eher vermutlich könnte es sich dann eben auch gar nicht entwickeln, weil es eben erstmal Kiemen haben muss, damit Gen AX13 anspringt um diese zurückzuentwickeln, damit dann wiederum Gen00A1.3 anspringt, damit sich Lungen entwickeln, ganz vereinfacht ausgedrückt. Zumindest auf Prozesse/Organe bezogen, die der grundlegenden Lebenserhaltung und Synthetisierung dienen und nicht eher Aufbau- oder phänotypischen Merkmalen, wie einem Schwanz. Ein Elefant könnte ohne Lunge nicht atmen, ein Huhn mit Schwanz und Zähnen jedoch wohlmöglich trotzdem überleben, gerade weil wir von einem sehr lange domestizierten Tier sprechen, aber da schweife ich jetzt auch sehr ab und es geht völlig ins Theoretische.

    Wären jedenfalls die Gene, die mit der Bildung des Schwanzes verbunden gewesen wären, heutzutage wichtig für die Atmung gewesen, so hätte er diese Gene möglicherweise gar nicht manipulieren können, ohne ein fatales Ergebnis zu erzielen. Wichtig dazu zu sagen ist ja auch, dass dabei einfach keine wichtigen Dinge verändert wurden. Ich will mir manchmal gar nicht ausdenken, zu was wir diesbezüglich in der Lage wären.


    Jedenfalls, scheint nun aus dem Gedanken der nötigen Energieaufwendung und dessen Optimierung diese genetische, aufeinander aufbauende Entwicklung, die man bei der embryonalen Entwicklung eben so schön sehen kann - unausweichlich zu sein, Energiebilanz hin oder her, sonst würden wir nicht so viele Millionen Jahre zurückliegende Dinge mitschleppen, während wir in deutlich kürzerer Zeit als Mensch z.B den aufrechten Gang und unser massives Hirn erlangt haben, vermutlich ja in beeinflussender Weise, da das Laufen auf zwei Beinen die Energie erst freigab unseren Denkapparat noch größer werden zu lassen und es zusätzlich für uns funktioniert hat.

    Man stelle sich mal vor unsere Vorfahren hätten einen Prädator gehabt, der mehr Glück bei der Evolution gehabt hätte als wir, dann würden wir diese Diskussion wohlmöglich nicht führen :F

    Wenn ein für den derzeitigen Organismus für das Überleben sehr wichtiges Gen zu stark verändert wird - Bsp. Spezies A braucht Gen 1.3z zur Synthetisierung von Vitamin A, dieses mutiert in Nachkomme A.1 zu Gen 1.3zBeta und führt dazu, dass nicht mehr Vitamin A synthetisiert wird, sondern eine Vorstufe davon. A.1 nimmt aber genug Vitamin A über seine Nahrung auf, also kann dieses Gen weiter mutieren, weil es nicht die Überlebenschance vernichtet. Die Leber ist dazu in der Lage die nicht nutzbare Vorstufe des Vitamins auszuscheiden. Daher funktioniert diese Mutation. Im entgegengesetzten Fall wäre das ein totes Ende und Nachkomme A.1 nicht lebensfähig weil das benötigte Vitamin A fehlt, da es nicht durch die Nahrung aufgenommen wird oder z.B die Leber nicht dazu in der Lage ist, den Körper ausreichend zu entgiften.

    Und genau da wird’s interessant. Wir nehmen an Spezies A1 und Folgemutationen haben zu Spezies A4.137 geführt. Wenn wir uns jetzt Gene und Entwicklung genau dieses Individuums angucken dann könnten wir eben immer noch herausfinden, das Spezies A.1 eine Mutation erworben hat, die dazu führte, dass Vitamin A nicht mehr synthetisiert werden konnte und so ginge die Kette weiter, bis wir bei A4.137 sind, das aus dem Gen mit dem ehemals Vitamin A synthetisiert wurde und Kombination mit anderen Mutationen, diese ehemaligen Genfunktionen nun dagegen eingetauscht hat, weniger saure Magensäure zu produzieren, einen verwinkeltere Darmoberfläche auszubilden und sich nun omnivor statt carnivor ernähren kann.

    Passenderweise finden wir auch noch die richtigen Vorfahren mit DNA und man kann die Evolution theoretisch ziemlich perfekt nachvollziehen, wenn man wollte.

    Gene sind wandelnde Memoiren wenn es danach geht.

    Und selbst wenn die nach uns eines Tages Gleditsche ohne Stacheln und Ceratogyrus ohne Horn finden würden, so würden sie in ihren Genen diese Dinge mit Sicherheit wiederfinden, weil Evolution weiterentwickelt, immer einen neuen Legostein oben drauf packt, aber scheinbar niemals etwas, das getan hat, vergessen kann, also alte Legosteine entfernt. Es baut plötzlich einen neuen Legostein drauf, der die Farbe oder Form eines alten ändert, sobald er an der Reihe ist, ganz metaphorisch ausgedrückt.

    Ich find das einfach nur atemberaubend, dass das alles gespeichert zu werden müssen scheint, während es beim letztlichen Überleben der Art eben um jedes kleine Detail geht, um jede Kalorie, um jede genutzte oder ungenutzte Chance oder Ressource und die Art selbst sich zeitlich gesehen rasant verändert, aber alles in ihren Genen aufschreibt.

    Das Zufall vermag geschaffen zu haben, was wir heute sind und alles auf diesem Planeten beobachten dürfen.

    Ich bin fertig mit Schwafeln, ich hab eigentlich nichts hinzugefügt ^^ ^^ ^^


    Liebe Grüße,

    Marie

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