Umgang mit exotischen wirbellosen Kleintieren

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  • Hi Gordon,


    Danke für den Link. Ist ja ein ellenlanges Gutachten :), aber sehr interessant. Ich möchte 2 Punkte hervorheben:


    1.
    "Gemäss persönlicher Einschätzung von Patrick Locher, Verein Arachnida, (basierend auf Besucherzahlen an Börsen) halten in der Schweiz pro Jahr rund 5000 Privatpersonen Vogelspinnen, wobei davon höchstens 500-1000 für länger als zwei Jahre."


    Das sind für mich eher bedenkliche Zahlen, wo landen diese 4000-4500 VS nach 2 Jahren? Wie macht P. Locher seine Rechnung? Kann die so stimmen?


    2.
    "Kommentar von Volker von Wirth (Deutsche Arachnologische Gesellschaft): «Als Resümee möchte ich festhalten, dass mir keine einzige Vogelspinnenart der Familie Theraphosidae (eigentliche bzw. echte Vogelspinnen) bekannt ist, deren Klimaansprüche oder Verhaltensplastizität es erlauben würde, hier in Mitteleuropa Fuss zu fassen.» Etwas vorsichtiger fällt die Einschätzung von Patrick Locher aus. Auch seinen Kenntnissen zufolge wurde in der Schweiz zwar noch keine Vogelspinne nachgewiesen, welche länger als ein Jahr in freier Natur überlebt hat. Für einzelne robustere und genügsame Arten hält er es aber durchaus für möglich, dass sie in geeignetem Versteck einen Winter zu überdauern vermögen."


    Ein interessanter Aspekt, die CH als Standort von neozoenen Vogelspinnen. Ich würde mich da auch eher P. Locher anschliessen. Laut der Literatur gibt es etliche Vogelspinnen, die aus eher kühlen Regionen stammen. Oder ich denke unsere 2 "Sonnenstuben", Tessin und Wallis. Hätte z.B. die Hapalotremus albipes nicht eine Chance in der CH zu überleben? Wenn Sie die Umstellung von der Süd- zur Nordhalbkugel machen kann, sprich verkehrter Sommer- und Winterrhythmus?


    Gruss Gene

    Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind.
    Charles Bukowski

  • Die "5000", bezieht sich doch auf die "Anzahl der Personen" die Vs halten


    Hi Joachim,


    Genau. Ich spreche auch von 5000 VS-Halter in der CH. Meine Rechnung ist: 5000 Halter = 5000 VS (als Minimum, jeder hat 1 VS) Klar ist der tatsächliche Bestand in der CH höher.


    Aber nur 500-1000 Halter halten ihre Tiere länger als 2 Jahre. So verstehe ich P. Locher. Da aber die meisten VS doch länger als 2 Jahre leben, frage ich mich, wo gehen diese paar tausend Tiere nach 2 Jahren hin?


    Geht das mit Verkauf und Tausch?


    Gruss Gene

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    Charles Bukowski

  • Hallo zusammen,


    @ Gene - ich glaube, Du begehst trotzdem einen Rechenfehler, wenn Du denkst, dass all diejenigen, die sich wieder nach ein, zwei Jahren aus dem Hobby verabschieden, ihre Tiere einfach in die nächstbeste Umgebung entlassen.


    Etliche versuchen, ihren Tieren durch Verkauf oder auch durch Verschenken einen neuen Halter zukommen zu lassen. Leider wird aber auch ein sehr großer Teil jener, die der VS-Haltung wieder den Rücken kehren, gar nichts mehr zu verkaufen oder zu verschenken haben. Oft bedingen Anfängerfehler in der Haltung der Spinnen, dass das Ganze nur eine kurze Episode war. Oder es verlieren viele einfach wieder die Lust, nachdem aus einer kurzen Laune heraus ein "so cooles" Tier angeschafft wurde, was letztlich auch viel zu oft früher oder später das Ableben des "Pfleglings" zur Folge hat.


    In jedem Fall bin ich mir sicher, dass gar nicht sehr viele Tiere überhaupt viel älter werden. Dafür sprechen auch die vielen Tausend Nachzuchttiere, die Monat für Monat, Jahr für Jahr neue Besitzer finden. Und das Ganze recht ungebrochen seit vielen Jahren. Wo sollten die sonst alle bleiben?!


    Allerdings bin ich mir auch sicher, dass sich VS-Halter, außer in der Exklusivität Ihres Hobbys, im Schnitt nicht im Geringsten von anderen Tierhaltern unterscheiden. Also wird neben den Verantwortungsbewussten auch ein in jedem Fall zu großer Teil fragwürdiger Gestalten ihre Tiere einfach in die Natur entlassen, wenn sie ihrer überdrüssig sind.


    Die wenigsten werden dies länger überleben. Allerdings gibt es auch in unseren Breiten Gegenden, in D z.B. unten im Südwesten, in denen ich einigen VS Arten durchaus ein längerfristiges Überleben zutraue. Es gibt ja einige Arten, die sich in ihrem Herkunftsgebiet mit den gleichen Temperaturen herumschlagen müssen. Allerdings wäre es wohl schon ein kaum vorstellbarer Zufall, dass sich ausgerechnet von so einer Species je ein paarungsbereites Männchen und Weibchen finden, geschweige denn mehrere zum Aufbau einer neuen Population.


    Grüße
    Olaf

  • wo gehen diese paar tausend Tiere nach 2 Jahren hin?


    Zu den Nachrückern offenbar. Denn wenn sich nach zwei Jahren 4000 bis 4500 Privatpersonen in Luft auflösen oder sonstwie keine Lust mehr haben, muß die Lücke zu den 5000 doch wieder aufgefüllt werden, sonst stimmt ja die Rechnung nicht. Wobei es etwas merkwürdig ist, wie sich lediglich nach Schätzung von Besucherzahlen an einer nicht genannten Anzahl von Börsen, über einen ebenfalls nicht genannten Zeitraum - zwei Jahre sind für eine sachbezogene Datenerhebung zu wenig - halbwegs glaubwürdige Aussagen erraten lassen.


    Doch geht es ja in der Abhandlung offenbar um sich in Terrarien befindliche Wirbellose in ihrer artenmäßigen Gesamtheit, und nicht nur um Vs. Hier bietet sich für ihren neuen Wohnsitz im sonnigen Tessin und Wallis, die auch in den kühleren Gegenden Australiens beliebte Latrodectus hasselti an, und die in den Supermärkten Mitteleuropas schon fast zur Familie gehörende Phoneutria nigriventer, könnte in touristisch erschlossene Gebiete -zumindestens als Saisonarbeiter - für Unterhaltung und allerlei närrisches Treiben gut sein.


    Gruß
    Joachim B.

  • @ Gene - ich glaube, Du begehst trotzdem einen Rechenfehler, wenn Du denkst, dass all diejenigen, die sich wieder nach ein, zwei Jahren aus dem Hobby verabschieden, ihre Tiere einfach in die nächstbeste Umgebung entlassen.


    Hi Olaf,


    Wenn schon, wäre es ein Überlegungsfehler und kein Rechenfehler. Ich habe aber nie gesagt, dass überflüssige, ungewollte Tiere in die Natur entlassen werden.


    Ich habe eigentlich nur P. Lochers Berechnung in Frage gestellt. Ich wiederhole mich, laut seiner Aussage gibt es in der CH alle 2 Jahre ca. 4250 "herrenlose" VS. Meine Frage war dann nur: "Wo gehen diese Tiere hin, kann diese Rechnung stimmen? Auch Joachim B. hat festgestellt, dass diese Rechnung so nicht wirklich stimmen kann. Nicht meine Rechnung, ich habe nur "nachgerechnet" und wurde stutzig.


    Die 2 Punkte, die ich aus dem Gutachten hervorgehoben habe, sind separat zu behandeln. Du hast Punkt 1 und 2 zusammengebracht. Dies war/ist nicht in meinem Sinn.


    Den 2. Punkt, ob gewisse VS in der CH überleben könnten, hat nichts mit Lochers Berechnung zu tun. Deshalb war mein Gedanke auch nie da, dass tausende von VS in der CH ausgesetzt werden.


    Bei Punkt 2 wurden Volker von Wirth und Patrick Locher gefragt, ob es möglich sei, dass VS in der CH leben können? V. von Wirth hat dies eher verneint, P. Locher sagt, es kann nicht wirklich ausgeschlossen werden. Dieser Aussage habe ich mich angeschlossen. Hat aber nichts mit seiner Berechnung betreffend Punkt 1 zu tun.


    @Joachim B. Das Gutachten behandelt alle Wirbellosen, die Rechnung von P. Locher bezieht sich aber nur auf die VS.


    Ich kaufe im Supermarkt nur Bio-Bananen, in der Hoffnung, endlich mal eine Phoneutria nigriventer in Natura zu sehen 8)


    Gruss Gene

    Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind.
    Charles Bukowski

  • Hi Gene,

    Ich habe aber nie gesagt, dass überflüssige, ungewollte Tiere in die Natur entlassen werden.

    ...stimmt. Hatte ich wohl fehlinterpretiert. :S


    Ich habe eigentlich nur P. Lochers Berechnung in Frage gestellt. Ich wiederhole mich, laut seiner Aussage gibt es in der CH alle 2 Jahre ca. 4250 "herrenlose" VS. Meine Frage war dann nur: "Wo gehen diese Tiere hin, kann diese Rechnung stimmen? Auch Joachim B. hat festgestellt, dass diese Rechnung so nicht wirklich stimmen kann. Nicht meine Rechnung, ich habe nur "nachgerechnet" und wurde stutzig.

    Stelle ich ebenso in Frage, weil ich mir eben recht sicher bin, dass ein großer Teil der ehemaligen Tiere der Hobby-Aufgeber gar nicht mehr am Leben ist. Und dass ein großer Teil des Restes an andere weitergegeben wird. Beim (wahrscheinlich kleinen) Rest gibt es sicher die befürchteten, ausgesetzten Tiere, von denen wiederum die meisten nur sehr kurze Überlebenschancen haben. Also stimmt die Rechnung Lochers auch meiner Meinung nicht.


    Bei Punkt 2 wurden Volker von Wirth und Patrick Locher gefragt, ob es möglich sei, dass VS in der CH leben können?

    Da kann man sich eben nur der einen oder der anderen Einschätzung anschließen. Aber selbst wenn man Locher folgt und dies nicht ausschließen will, geht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art sich wirklich inclusive Reproduktion etabliert, ziemlich gegen Null.


    Wenn ich die Missverständnisse abziehe sind, glaube ich, alle hier auf einem Nenner... :)




    Grüße
    Olaf

  • @Joachim B. Das Gutachten behandelt alle Wirbellosen, die Rechnung von P. Locher bezieht sich aber nur auf die VS.


    Tag Gene
    Ich weis, deshalb habe ich ja meine kleine Schrift getrennt, und mich in Satz 1 des 2. Absatzes auf Gordons Anmerkung in Nr.1 bezogen: ... dass sich exotische wirbellose Tiere aus Terrarienhaltung.... Bei mir wurde das mit ... "in der Abhandlung offenbar um sich in Terrarien befindliche Wirbellose in ihrer artenmäßigen Gesamtheit, und nicht nur um Vs" ....umschrieben.


    Gruß
    Joachim B.

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