Verletzungsrisiko durch Sturz im Terrarium - wie hoch ist es wirklich?

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  • So, jetzt mal Butter bei die Fische...


    Wenn man sich in dem großen amerikanischen (Vogel-)Spinnenforum rumtreibt, dann fallen ja diverse philosophische Unterschiede auf. Einer davon ist, dass drüben extrem viel Wert darauf gelegt wird, boden- und höhlenbewohnenden VS nicht mehr als 1,5x Beinspannweite Luft nach oben zu geben, weil sie sonst unmittelbar platzen, wenn sie mal von der Scheibe fallen. Wenn ich nach ähnlichen Vorfällen in den deutschsprachigen Foren suche, finde ich eigentlich nichts dergleichen. Das könnte mehrere Gründe haben:


    1. Ich bin zu doof, die richtigen Schlagworte bei der Suche zu verwenden.
    2. im deutschsprachigen Raum werden solche Vorfälle - aus welchen Gründen auch immer - nicht publik gemacht.
    3. Es ist alles halb so wild, weil im deutschsprachigen Raum ebenfalls eine gewisse Substrathöhe vorgezogen wird - hier aber meist "weil sie gerne gräbt" und weniger "weil sie sonst abschmiert und platzt".
    4. weil Vogelspinnen eigentlich gar nicht so unfassbar empfindlich sind wie es im Forum drüben Konsens ist.


    Ich will hier gar keinen "wir gegen die Amis"-Schlagabtausch starten, darum geht's mir nicht. Ich fand's nur ganz interessant. Wenn man nämlich drüben die Forensuche bemüht nach Schlagworten wie "fall", "injury" und Ähnlichem, findet man lustigerweise kaum solche Erfahrungsberichte (abgesehen von "hatte meine Spinne auf der Hand und sie ist aus 1,5m Höhe runtergeklatscht"), sondern fast ausschließlich mantra-artige Warnungen, dass es passieren wird.


    Wie sind Eure Erfahrungen? Wem ist es tatsächlich schon passiert, dass eine Spinne sich beim Sturz von der Scheibe verletzt hat? Wie hoch schätzt ihr erfahrenen Halter dieses Risiko ein?

  • Hoi,


    Also ich kann da nur von meiner Erfahrung sprechen.
    Mir sind bis jetzt (ich hoffe es werden nicht mehr) 2 Spinnen runtergefallen und dabei tödlich verletzt (aufgeplatzt) worden.
    das war aber nicht im Terrarium, sondern beim Füttern/Wässern sind diese rausgelaufen/gesprungen und das auch bei 1,7m Höhe.


    Ansonten kommt es im Terrarium nie bei mir vor, das sich Spinnen verletzen, wenn sie mal den Halt verlieren.
    Es kommt auch darauf an wie man das Terrarium einrichtet.


    Was ich bei (unteranderem) einigen Amis gesehen (Youtube) habe, war zu 90% Katastrophe, wie die ihre Tiere halten und wie Respektlos die mit denen umgehen.


    Gruss Micha

  • Hallo,
    sehe ich ähnlich, wie Micha - das kommt sehr auf das Handling und die Unterbringung/ Futterversorgung der Spinnen an... Natürlich, wenn ich darauf bedacht bin, meinen großen Arten (um die kann es ja eigentlich nur gehen) immer möglichst spektakulär große Beutetiere anzubieten, dann ist das Abdomen i.d.R. einfach deutlich (und imho unnötig!) zu groß und die Gefahr des Platzens beim Sturz besteht natürlich. Ich pauschalisiere jetzt mal, dass das für mich eher an der etwas "einfacheren" Herangehensweise auch an kompliziertere Sachverhalte auf dem nordamerikanischen Kontinent liegt.
    Zum Glück herrscht in Europa eher die Philosophie der naturgemäßeren Haltung von Wildtieren und des Willens, sich mit seinen Pfleglingen wirklich auseinander zu setzen, auch wenn man das nicht immer generalisieren kann - versteht sich - und eine solche Diskussion ist meist gar nicht nötig.


    Seit 1989 halte ich jetzt Vogelspinnen und seit 1995 auch immer mindestens eine Theraphosa-Art - mir ist noch NIE eine Vogelspinne im Terrarium durch Stürze zu Schaden gekommen, auch wenn selbst Theraphosas ab und zu relativ aktiv im Terra (mit habitatgerechter Einrichtung und keine Plastikboxstapelei!) unterwegs sind.

  • Morgen,
    Herzlichen Dank für Euren Input. Würde mich freuen, wenn hier noch mehr Leute mit Erfahrung sich äußern würden.


    @ Micha: Zur Ehrenrettung der Amis im Forum (im Gegensatz zu diversen Youtube-Amis): auch dort wird immer wieder klar darauf hingewiesen, dass man die Tiere nicht zu fett werden lassen soll. Zumindest in diesem Punkt sind sich die erfahrenen Leute auf beiden Seiten des großen Teichs wohl einig. Das ist doch schon mal was... :) .


    @ Karsten: Ich vermute, die unterschiedlichen Herangehensweisen liegen in der Geschichte begründet. Wenn ich das richtig deute, gab es in Mitteleuropa schon eine lange Tradition der "Terraristik" (hier mal definiert als die Freude an der naturnahen Gestaltung von künstlichen Lebensräumen), als Vogelspinnen Einzug in die Riege der "Haustiere" hielten. Drüben scheint es eher umgekehrt zu sein. Dort schien eher der Sammler-Aspekt im Vordergrund zu stehen, und das Befassen mit "Terraristik" intensiviert sich erst in den letzten Jahren. Was das für Konsequenzen hat (in dusteren Regalen gestapelte Plasteboxen, panische Angst vor lebenden Pflanzen, etc.), will ich hier nicht bewerten. Oder sagen wir mal, ich verkneife mir eine Bewertung...


    Die Geschichte mit dem Sturzrisiko ist ja nur eine von vielen. Ich komme aus den Naturwissenschaften, da versuche ich gern (auch aus reiner Neugier) Anekdote von Fakt zu trennen, bevor ich etwas bewerte.

  • Klingt nicht ganz unlogisch... ;-)


    Natürlich gibt es immer Vorurteile, basierend auf dem, was man kennt und darauf, was man mal gehört hat und einem dann gefällt zu "wissen", oder eben nicht... ich nehme mich da, trotz naturwissenschaftlichen Backrounds nicht aus. Was ich auf diversen Video-Plattformen in der Richtung bisher gesehen habe, ist doch eher 'sehr prollig'.

  • Hi zusammen


    Von meinen Tieren hat sich zum Glück noch keine bei einem Sturz innerhalb des Terrariums verletzt. Die Möglichkeit würde aber durchaus bestehen, somit versuche ich grösstenteils auf scharfkantige Objekte im Terrarium zu verzichten.
    Solange die Haltungsparameter eingehalten werden, fühlt sich eine Vogelspinne selten Veranlasst in den höhen des Terrariums rumzuturnen, speziell Bodenbewohner tun dies nur wenn Ihnen etwas nicht passt, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Mein Vorschlag wäre soviel Bodengrund wie möglich anzubieten, damit die Tiere sich in ihre Höhle zurückziehen können. Die potentielle Fallhöhe spielt dann weniger eine Rolle, speziell dann nicht wenn grossflächig Pflanzen vorhanden sind, welche einen Fall abfedern würden.


    Beste Grüsse
    Martin


    Kurze Annektote zur Fragilität. Meine frisch gehäutete Nhandu trippepi fühlte sich von mir gestört und bombardierte in meine Richtung. Die Bestachelung an Bein IV, mit welchem sie über das Opisthosoma streifte führte zu einer Selbstverletzung mit einer offenen Wunde, welche sofort "zu bluten" begann. Die Haemolymphe tropfte stetig aus dem Hinterleib der adulten N. trippepi. Nach rund 2-3 Minuten stoppte die Blutung von selbst, dem TIer geht es gut - die Tiere sind jedoch unglaublich fragil und schaffen es auch sich, ohne Absicht, selbst zu verletzen.

  • Von meinen Tieren hat sich zum Glück noch keine bei einem Sturz innerhalb des Terrariums verletzt. Die Möglichkeit würde aber durchaus bestehen, somit versuche ich grösstenteils auf scharfkantige Objekte im Terrarium zu verzichten…


    Das macht sicher Sinn. Würde ich auch bei gut kletternden Baumbewohnern nicht reintun.


    Zitat

    Nach rund 2-3 Minuten stoppte die Blutung von selbst, dem TIer geht es gut - die Tiere sind jedoch unglaublich fragil und schaffen es auch sich, ohne Absicht, selbst zu verletzen.


    Interessant. Von Selbstverletzung beim Haare abstreifen habe ich noch nie gehört. Auch interessant, dass sich Wunden am Opisthosoma manchmal von selbst schließen. Üblicherweise liest man, dass dies meist nicht der Fall ist. Hat sie sich seitdem nochmal gehäutet?

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